Triggerwarnung: körperliche, psychische, sexuelle, institutionelle Gewalt

 

Mütter und Kinder im Familiengericht – Gewalt durch Väter

Ich bringe Dich um, hat er gesagt.

Er hat ein Loch in die Wand geschlagen, während ich daneben stand mit unserem 2jährigen auf dem Arm.

Du siehst die Kinder nie wieder, wenn Du gehst, schrie er – als ich ihn verlassen wollte.

Wenn ich Unterhalt fordere, will er mir die Kinder wegnehmen.

Überall lauert er uns auf. Manchmal steht er stundenlang vor unserem Küchenfenster.

Du bist zu doof zum scheißen, sagte er – nachdem mir ein Glas herunterfiel.

Ab und zu hat er dann zugeschlagen.

Ich mache Dich fertig – ich weiß gar nicht mehr wie oft er das gesagt hat.

Er hat mich vergewaltigt. Unser Baby schlief nebenan. Ich habe keine Beweise.

Wenn die Kinder von ihm zurückkommen fragen sie mich Sachen wie „Mama, warum hast Du unsere Kindheit kaputt gemacht?“

Meine ganzen Passwörter hat er gehackt, verfolgt alles was ich online mache. Ich habe schon zwei Mal das Handy gewechselt.

Er hat unsere Tochter aus der Kita abgeholt und war stundenlang mit ihr verschwunden und nicht erreichbar.

Ich glaube er wird uns umbringen. Bald.

 

Diese und ähnliche Dinge berichten mir Mütter. Seit Corona mehr denn je.

 

Das böse Erwachen

Ihr denkt: „Die Mütter müssten sich einfach nur Hilfe holen.“ „Sie sollten ihn anzeigen und Gewaltschutz beantragen.“ „Das muss vor Gericht, dann wird der Täter bestraft und Mutter und Kind geschützt.“

Dort wartet auf viele Mütter nur leider die zweite Hölle: Gewalt im Familiengericht.

Immer mehr Frauen berichten, dass sie im Familiengericht auf Schutz und Hilfe für sich und ihre Kinder hofften. Was dann aber folgt, können die verzweifelten Mütter kaum glauben: sie werden von Verfahrensbeiständen beleidigt, von RichterInnen lächerlich gemacht, erleben eine Täter-Opfer-Umkehr und müssen dabei zusehen wie die deutsche Justiz den Tätern den weiteren Zugriff auf die Kinder ermöglicht.

Denn der Gewaltschutz wird regelmäßig ausgehebelt, wenn der Täter gleichzeitig der Kindsvater ist und auf sein Umgangsrecht oder gar das Wechselmodell pocht. Die Istanbul Konvention wird missachtet. Mütter, die ihre Kinder schützen wollen, werden pathologisiert, beschimpft und im Gerichtssaal gedemütigt.

 

Terror statt Schutz

„Sie sind das Gruseligste was ich je erlebt habe.“ (Anwältin im Gericht zur Mutter)

„Es geht hier gerade aber nicht um Dich sondern um Deinen Vater.“ (Verfahrensbeiständin zum Kind)

„Ein gewalttätiger Vater ist besser als gar keiner.“ (Anwalt zur Mutter)

„Du musst aber zum Vater sonst stecken wir Dich ins Heim.“ (Verfahrensbeistand zum Kind)

„Es geht hier gar nicht um die Gewalt sondern nur um die Kommunikation der Mutter.“ (Täter-Opfer-Umkehr im Gericht)

„Der Vater hat das Kind zwar gebissen, aber das war aus pädagogischen Gründen.“ (Mitarbeiterin vom JA im Gericht)

„Ich habe bereits mit dem Vater gesprochen und weiß jetzt Bescheid. Von Ihnen will ich nichts hören.“ (Verfahrensbeistand zur Mutter)

„Nach einer Trennung können Männer schon mal ausrasten. Das gehört dazu.“ (Erziehungsberater über schlagenden Vater)

 

Auswegslos ausgeliefert

Die Mütter haben das Gefühl, im falschen Film zu sein. Ihnen und den Kindern wird nicht geglaubt. Der Terror durch den Vater wird als Streit auf Elternebene verharmlost – und zu dem gehören ja angeblich zwei. Wie perfide manche Psychopathen-Väter die Mütter drangsalieren scheint im Familiengericht niemanden zu interessieren.

Die Frauen und Kinder werden gerichtlich zum Täterkontakt gezwungen. Können die Mütter ihre Kinder nicht zum Umgang mit dem Vater zwingen, verlieren sie sie ganz – meist an den Täter selbst. Dort müssen die Kinder dann leben – manchmal sogar ohne Kontakt zur Mutter.

Die Mütter lernen sehr bitter, dass sie auch nach der Trennung noch in einem Käfig stecken. Gebaut vom deutschen Familienrechtssystem. Den Schlüssel hat der Kindsvater. Denkt zufällig noch jemand gerade an die Dystopie „The Handmaid`s Tale“?

 

Zerstörung der Mutter und Ersetzung durch den Vater

Es ist ohnehin schwer für Frauen, sich gegen Belästigungen und Psychoterror, häusliche Gewalt, Morddrohungen und Vergewaltigungen zu wehren in unserem Rechtssystem. Hat frau nun aber mit dem Täter auch noch gemeinsame Kinder, ist sie ihm schutzlos ausgeliefert. Und die Kinder natürlich ebenso. Nicht selten läuft der Terror sogar so ab:

Kindsvater drangsaliert und terrorisiert die Mutter so lange bis diese bei Gesprächen mit Jugendamt und Gericht völlig aufgelöst und fahrig erscheint (ja, wer würde das nicht). Die Kindsväter lehnen sich entspannt zurück, glänzen mit Charme und Eloquenz und wirken wie Musterväter. Der Mutter wird eine psychische Erkrankung und/oder Erziehungsunfähigkeit unterstellt. Die Kinder müssen zum Vater ziehen.

Gewalt im Familiengericht bedeutet: Gerichte von denen sich Mütter Schutz und Hilfe erhofft hatten, tun den Müttern und Kindern nun ein zweites Mal Gewalt an.

 

Falsche Sicherheit

Betroffen sind übrigens nicht nur Frauen, bei denen der Kindsvater schon während der Beziehung offen körperlich oder psychisch Partnerin und Kinder misshandelte. Es gibt auch viele Väter, die so richtig erst nach einer Trennung mit Belästigungen bis hin zu handfestem Stalking, körperlicher und psychischer Gewalt beginnen. Daher sei denen gesagt, die glauben, in einer guten Beziehung mit ihrem Partner zu leben: einigen von uns ging es mal wie Euch. Daher gilt: Keine ist sicher, solange nicht alle sicher sind.

 

Wie könnt Ihr helfen?

  1. Thematisiert Gewalt gegen Frauen in Eurem Umfeld. Liket und teilt Beiträge dazu in den sozialen Netzwerken.
  2. Verurteilt Betroffene nicht. Sorgt dafür, dass jede Frau in Eurem Umfeld weiß, dass sie sich Euch anvertrauen kann. Dafür ist es wichtig, dass Ihr keine Täter-Opfer-Umkehr betreibt und einfach erstmal zuhört.
  3. Reicht Infos zu Beratungsstellen in Eurer Umgebung weiter. Infos zu meiner speziellen Strategie-Beratung für Betroffene findet Ihr hier (Achtung: Warteliste!)
  4. Unterstützt die Aktionen am 25.11. – eine davon ist die White Lily Revolution.

 

Was ist die White Lily Revolution?

Seit 2020 findet am 25. November, am Tag gegen Gewalt an Mädchen und Frauen, die White Lily Revolution statt. Sie macht auf Gewalt gegen Frauen und Kinder im familienrechtlichen Kontext aufmerksam. Mütter, die diese Gewaltform erlebt haben, legen am 25.11. weiße Lilien vor Familiengerichten, Jugendämtern etc. nieder. Sie können auch Berichte über ihre erlebte Gewalt an Die MIAs – Mütterinitiative für Alleinerziehende schicken, die diese in den sozialen Netzwerken anonym veröffentlicht.

Berichte von Müttern findet Ihr unter @whitelilyrev_bymia.

 

Femizide sichtbar machen!

Über Femizide könnt Ihr Euch am besten bei Prof. Dr. Kristina Wolff (Femicide Observation Center Germany) informieren. Sie prangert die Femizide und die Untätigkeit der Politik sowie das Ignorieren der Istanbul Konvention durch die BRD an: @foc.germany. Bitte abonniert die Seite und teilt die Beiträge. Auch die Zahl der Femizide und der Femizid-Versuche in Deutschland ist seit Corona angestiegen. Und auch hier gilt: keine ist sicher!