Hier kommst Du direkt zur Liste mit Anlaufstellen für Mütter mit Geburtstrauma in Deutschland, Österreich und Schweiz!

Geburtstrauma – Verletzung der Seele

Für manche Frauen ist die Geburt ihres Kindes nicht traumhaft sondern alptraumhaft. Solch eine traumatische Geburt kann nachhaltig krank machen. Der Begriff Trauma bezeichnet hier eine Verletzung der Seele und oft können solche Verletzungen von alleine heilen. Doch wir müssen Geduld haben. Denn nicht nur auf körperlicher Ebene tun Verletzungen weh und brauchen ihre Heilzeit. Auch die seelischen Verletzungen spüren wir noch eine ganze Weile. Die unten aufgeführten Symptome nach einer belastenden Geburt an sich zu bemerken, ist also eine ganz normale Reaktion der Psyche. Sie wurde verletzt und muss erstmal wieder heilen bevor sie wieder so stabil und belastbar ist wie Du es gewohnt bist. Deshalb solltest Du keine Schuldgefühle entwickeln oder Dich über Deine Psyche ärgern. Denn es würde ja auch niemand dem blutenden Knie die Schuld geben, wenn man es sich bei einem Sturz aufgeschlagen hat. Erst recht nicht, wenn man von anderen geschubst wurde!

Wenn sich das Geburtstrauma manifestiert

Manchmal reichen unsere Selbstheilungskräfte nicht aus, um das Trauma zu überwinden. Dies ist der Fall, wenn sich Symptome länger als 3 Monate halten oder gar noch schlimmer werden. Spätestens dann sollten wir uns professionelle Hilfe holen. Aber natürlich auch jederzeit, wenn wir den Alltag nicht bewältigen können oder für uns selbst oder andere eine Gefahr darstellen. Ich habe für Euch hier mal eine Liste erstellt mit 33 Anzeichen dafür, dass es sich um ein Geburtstrauma handelt und die Seele eine Verletzung davongetragen hat, die erst wieder heilen muss. Natürlich müssen nicht alle Symptome auftreten. Wichtig ist einfach, dass Ihr Verständnis für Euch selbst habt, wenn einige der nachfolgenden Anzeichen auf Euch zutreffen. Außerdem könnt Ihr und auch Eure Familie und Freunde diese Symptome dann besser einordnen!

Situationen, die ein Geburtstrauma auslösen können

1. Du hast respektlose Bemerkungen während der Geburt erlebt, wurdest allein gelassen oder ignoriert? Das könnte eine mögliche Ursache für ein Geburtstrauma sein.
2. Es wurde zu Eingriffen kein Einverständnis von Dir eingeholt oder Deine Ablehnung wurde ignoriert und übergangen.
3. Gewalt, Grenzüberschreitungen oder körperliche Übergriffe wurden Dir unter der Geburt angetan.
4. Nach einer stillen Geburt oder nach einer Fehlgeburt ist eine Traumatisierung möglich.
5. Die Geburt dauerte sehr kurz oder sehr lang, es wurde unerwartet ein Kaiserschnitt gemacht, es gab viele Abweichungen vom Geburtsplan… All das können mögliche Auslöser für ein Geburtstrauma sein. Dennoch gilt: Selbst wenn alles so lief, wie Du es wolltest und Du respektvoll und gewaltfrei behandelt wurdest, Mutter und Kind gesund sind, kann eine Geburt traumatisierend sein. Jede körperliche Verletzung kann ein Trauma nach sich ziehen – selbst wenn diese gewollt war und frei gewählt wurde.

Symptome nach der Geburt

6. Du hast anhaltende Flashbacks, Erinnerungsfetzen, die sich Dir plötzlich aufdrängen, Bilder, Gedanken, Worte, die in Deinem Kopf aufblitzen. Diese reißen Dich gedanklich und emotional zurück in die Geburtssituation.

7. Du musst viel weinen, wenn Du an die Geburt denkst oder darüber redest. Immer wieder über Tage, Wochen oder Monate kommen Dir die Tränen – manchmal auch aus unerfindlichen Gründen.

8. Die Geburt ist schon einige Wochen her, doch du musst noch immer ständig über die Geschehnisse grübeln und zwanghaft an die Geburt denken. Deine Gedanken wiederholen sich schleifenförmig, doch Du kannst nicht mit den Grübeleien aufhören.

9. Du bist empfindlich bezüglich körperlicher oder emotionaler Nähe oder zuckst bei Berührungen zurück.

10. Du fühlst nichts. Du bist völlig emotionslos z.B. auch gegenüber Deinem Baby.

Ungewöhnliche Reaktionen auf Trigger

11. Du hast sehr dünne Nerven bzw. ein dünnes Fell, bist schnell gereizt, genervt oder verletzt.

12. Bei Dir treten plötzliche Stimmungsschwankungen auf, die auch durch bestimmte Trigger ausgelöst werden können. Dies können Worte, Geräusche oder Bewegungen, die Dich an die Geburt erinnern, der Anblick von Babys, Ärzt*innen, Gerüche etc. sein.

13. Du reagierst immer wieder völlig überzogen. Vielleicht hat auch Dein Umfeld Dich schon auf Deine Überreaktionen angesprochen.

14. Du hast Panikattacken, bei denen Du Übelkeit, Schwindel, Herzrasen oder Atemprobleme bekommst. Dabei kannst Du auch das Gefühl haben, ohnmächtig zu werden.

15. Du ängstigst Dich übermäßig stark. Diese Angstzustände unterliegen nicht Deiner Kontrolle.

16. Schlafstörungen sind nach der Geburt eines Babys nicht ganz ungewöhnlich. Immerhin muss sich der Rhythmus erst finden und es zehrt an den Nerven immer wieder nachts aufgeweckt zu werden. Wenn Du aber Einschlafprobleme hast, grundlos immer wieder aufwachst oder von Alpträumen geplagt wirst, kann dies ein Symptom eines Traumas sein.

Beziehung zum Baby leidet

17. Auch in Stillproblemen kann sich ein Geburtstrauma äußern.

18. Du fühlst Bindungsprobleme zwischen Dir und Deinem Baby und/oder Dir und Deinem Partner. Z.B. magst Du Dein Baby nie eine Sekunde aus den Augen lassen. Oder der Papa oder Geschwister dürfen sich nicht um das Neugeborene kümmern. Oder Dein Partner ist Dir plötzlich egal. Vielleicht willst Du niemandem mehr nah sein oder Du willst die ganze Zeit jemanden in Deiner Nähe haben. Oder aber Du reagierst streitsüchtig auf Nähe.

19. Du hast ein Schreibaby. Darin kann sich sowohl eine Traumatisierung des Babys zeigen als auch die Reaktion des Babys auf Deine Traumatisierung.

Nichts ist mehr wie es mal war

20. Du hast keinen Hunger mehr und leidest permanent an Appetitlosigkeit.

21. Du flüchtest Dich in Alkohol- oder Tablettenkonsum.

22. Du kannst gar nicht über die Geburt reden oder Du musst sehr viel über die Geburt reden.

23. Es plagen Dich Selbstzweifel und Versagensängste.

24. Du leidest unter Antriebslosigkeit und kannst Dich zu gar nichts mehr aufraffen.

25. Du bist dauermüde, selbst wenn Du mal ausreichend geschlafen hast. Du fühlst Dich nie so richtig wach.

26. Du fühlst Dich absolut lustlos. Und alles was Dir früher Freude bereitet hat, interessiert Dich nicht mehr.

27. Du ziehst Dich in die Isolation zurück. Vielleicht haben auch Dein Partner oder Freunde Deinen Rückzug schon angesprochen.

28. Seit der Geburt hast Du unerklärliche Schmerzen. Doch die Ärzt*innen finden nichts.

Deine Lebensplanung steht Kopf

29. Du wolltest immer mehrere Kinder, beschließt aber nun, dass die Familienplanung für Dich beendet ist.

30. Das nächste Kind willst Du nur noch per Wunschsectio bekommen. Denn eine spontane Geburt kommt nie wieder für Dich infrage.

31. Auch noch Wochen oder Monate nach der Geburt hast Du sexuelle Schwierigkeiten. Du bist lustlos oder hast Schmerzen oder möchtest die Nähe der Sexualität vermeiden.

32. Bei Dir wurde eine Posttraumatische Belastungsstörung, eine Wochenbettdepression oder eine Depression diagnostiziert. Das kann auch Monate oder Jahre nach einer schrecklichen Geburt der Fall sein. Auch hier könnte ein Geburtstrauma der Auslöser sein.

33. Gegenüber anderen Traumatisierten insbesondere auf belastende Geburtserfahrungen reagierst Du absolut empathielos. Du hältst die psychischen Verletzungen anderer für unbedeutend oder leugnest sie. Vielleicht möchtest Du darüber überhaupt nichts hören und wehrst jede Schilderung belastender Geburten anderer sofort ab. Oder Du machst Dich über ihr Unvermögen, das „einfach so wegzustecken“, wie Du es getan hast, lustig. Vielleicht ist das sogar das einzige Symptom, welches Du an Dir bemerkst. So könnte es sein, dass Deine Psyche versucht, sich vor dem Fühlen zu schützen. Dies wäre ein Schutz vor dem Schmerz, den Du eigentlich aufgrund Deiner eigenen Erfahrung spüren müsstest.

 

Geburtstrauma – und jetzt?

Du hast den Eindruck, bei Dir könnte ein Geburtstrauma vorliegen? Dann interessiert Dich sicher mein Blogartikel 15 Erste-Hilfe-Tipps bei Geburts-Traumatisierungen. Dieser dritte Teil meiner 3-teiligen Blogreihe „Geburtstrauma“ wird demnächst erscheinen! In Teil 1 ging es um 10 Tipps für eine gewaltfreie Geburt. Und demnächst erscheint noch der dritte Teil „Traumatische Geburt – 15 Erste-Hilfe-Tipps“! Wenn Ihr mich bei Facebook abonniert, werdet Ihr über alle Blog-Artikel von mir auf dem Laufenden gehalten!
Bitte scheu Dich aber auch nicht davor, Dir professionelle Hilfe zu holen, wenn die Symptome ausgeprägt sind. Z.B. wenn wochenlang keine Besserung eintritt. Oder wenn Du nicht mehr in der Lage bist, für Dich (und Dein Baby) zu sorgen oder eine Gefahr für Dich oder andere darstellst! Darüber hinaus ist es auch wichtig, zu schauen, ob dem Kind eine Babytherapie helfen kann, denn auch sie sind oft von Geburtstraumatisierungen betroffen. Diese tragen sie nicht selten ein ganzes Leben lang mit sich herum, wenn sie unbehandelt bleiben.

 

Beratung & Unterstützung

Beratung und psychologische Unterstützung findest Du bei Therapeut*innen und Ärzt*innen in Deiner Nähe. Darüber hinaus habe ich eine Liste mit Personen, die im beraterischen/therapeutischen Bereich tätig sind, zusammengestellt. Diese sind auf das Thema Geburtstrauma, Gewalt unter der Geburt und Geburtsverarbeitung spezialisiert. Viele dieser Angebote sind kostenpflichtig, daher ist es sinnvoll zunächst die Angebote der Kassentherapeut*innen zu sichten.